Hessisches Ministerium für Soziales und Integration

Hessen führt Critical Incident Reporting System (CIRS) im Rettungsdienst ein

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Im Rahmen eines Pilotprojekts hat Hessen ein Critical Incident Reporting System (CIRS) im Rettungsdienst eingeführt. In diesem Berichts- und Lernsystem können alle am Rettungsdienst Beteiligten anonym und sanktionsfrei kritische Ereignisse oder Beinahe-Schäden melden, die im Rahmen rettungsdienstlicher Einsätze auftreten. Gesundheitsminister Klose hebt vor allem die Aspekte Patientensicherheit und Qualitätssicherung im Projekt hervor: „Mit der Einführung des CIRS schaffen wir eine Online-Plattform für den Rettungsdienst, die es unmittelbar erlaubt, aus Fehlern zu lernen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Patientinnen und Patienten und des Rettungsdienstpersonals.“

Nach Eingabe einer Fallmeldung im System wird die Beschreibung des kritischen Ereignisses oder des Beinahe-Schadens durch einen externen Dienstleister vollständig anonymisiert und anschließend an ein hessisches Expert*innenteam zur Analyse und Auswertung weitergeleitet. Die Expert*innenteams setzen sich jeweils aus Vertreter*innen der Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst (ÄLRD), der Träger des Rettungsdiensts, der Zentralen Leitstellen, der Leistungserbringer im Rettungsdienst und der Krankenhäuser zusammen.

Am Ende des Bearbeitungsprozesses durch die Expert*innenteams steht eine anonyme Fallbeschreibung mit entsprechender Analyse sowie Verbesserungsvorschlägen auf dem CIRS-Portal öffentlich zur Verfügung. Hessen ist damit neben Bayern eines der ersten Bundesländer, das ein bereichs- und organisationsübergreifendes CIRS im Rettungsdienst einführt. „Bei der Auswahl und Konfiguration der Software haben wir uns eng mit Bayern ausgetauscht, um hier künftig auch länderübergreifende Synergien schaffen zu können“, so Klose. Ein landesweites Ausrollen des Projekts sei bereits für Ende 2024 geplant.

Das Pilotprojekt wird zunächst in den beteiligten Rettungsdienstbereichen Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Frankfurt, Groß-Gerau, Lahn-Dill-Kreis sowie in der Luftrettung umgesetzt. Eine Projektgruppe aus Vertretern dieser Rettungsdienstbereiche sowie des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration hat sich vor allem im letzten Jahr intensiv mit der Konfiguration der Software, der Gestaltung des Online-Portals sowie der Schulung der Expert*innenteams beschäftigt.

Dr. Jens Büttner, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg sowie Leiter der hessischen Analyse- und Auswertungsteams, sieht nun einen zentralen Meilenstein im Projekt erreicht: „In der praktischen Phase des Projekts werden wir noch viele Ideen für das Roll-Out auf ganz Hessen mitnehmen, aber jetzt ist erst einmal der entscheidende Punkt erreicht, an dem das Rettungsdienstpersonal in den Pilotbereichen damit beginnen kann, echte Fallmeldungen einzugeben und Berichte über andere Fälle zu lesen. Das Feedback zu dem Projekt ist sehr gut. Ich freue mich, dass das CIRS Projekt nach langer und intensiver Vorbereitung nun startet.“

Das CIRS-Portal für den RettungsdienstÖffnet sich in einem neuen Fenster richtet sich an alle ärztlichen und nichtärztlichen Einsatzkräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rettungsdiensts, der Zentralen Leitstellen, der Notaufnahmen bzw. Krankenhäuser, der Behörden und Verbände und an alle, die sich für den Rettungsdienst interessieren.

Hintergrund

Hessen setzt sich seit Jahren engagiert für Patient*innensicherheit ein. Mit der Veröffentlichung der Patientensicherheitsverordnung (PaSV) im Oktober 2019 wurden verbindliche Strukturen – wie z.B. Patientensicherheitsbeauftragte in allen Krankenhäusern und ein Landesbeirat zur Verbesserung der Patient*innensicherheit in Hessen geschaffen. Die Zusammenarbeit im Landesbeirat Patientensicherheit ist geprägt von großer fachlicher Expertise und einem vertrauensvollen Miteinander der wichtigsten Akteure der Gesundheitsversorgung.

Auch die Bildung von Netzwerken, die im „Aktionsplan Patientensicherheit“ der WHO mehrfach als wichtige Maßnahme zur Umsetzung und Erreichung der strategischen Ziele benannt wird, ist durch das vom HMSI geförderte und bereits 2022 etablierte Netzwerk der Patientensicherheitsbeauftragten am Universitätsklinikum Frankfurt bereits etabliert. Dort steht den hessischen Patientensicherheitsbeauftragten eine Plattform für den fachlichen Austausch zur Verfügung, die aktuelle Entwicklungen zur Patient*innensicherheit vermittelt und auf der Vorlagen für Patientensicherheitsprojekte erarbeitet werden können. Mittlerweile ist ein Großteil der hessischen Kliniken dem Netzwerk beigetreten. Das nun etablierte CIRS-Portal für den Rettungsdienst erweitert die Maßnahmen des Landes für eine bessere Patientensicherheit um einen wichtigen weiteren Sektor des Gesundheitswesens.

 

Alice Engel

Alice Engel

Alice Engel

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