Prof. Sandra Ciesek ist heute von Sozial- und Integrationsminister Kai Klose für ihr „bahnbrechendes wissenschaftliches und beispielhaftes gesellschaftliches Engagement“, wie Klose in seiner Laudatio ausführte, mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der Minister überreichte Frau Prof. Ciesek den Orden im Rahmen einer Feierstunde in der Dienstvilla des Hessischen Ministerpräsidenten in Wiesbaden.
Dabei verwies Klose nicht nur auf ihren eindrucksvollen Werdegang, sondern besonders auf Prof. Cieseks bedeutendes Wirken während der Corona-Pandemie: „Noch bevor die Pandemie uns mit voller Wucht getroffen hat, haben Sie und Ihr Team nachgewiesen, dass auch symptomfreie Personen das Virus übertragen können. In Dutzenden Publikationen, umfangreichen Kooperationen – darunter auch mehreren Studien im Auftrag der Landesregierung – und Drittmittelprojekten haben Sie den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn über dieses Virus in großen Schritten vorangebracht. Davon zeugen auch die über 150 Publikationen seit Jahresbeginn 2020. Ihr umfassendes Wissen haben Sie verständlich und geduldig der breiten Öffentlichkeit vermittelt, besonders wahrnehmbar im NDR-Corona-Podcast mit Christian Drosten“, führte der Minister in seiner Rede aus.
Vita
Frau Prof. Ciesek studierte von 1997 bis 2003 Medizin an der Universität Göttingen und der Medizinischen Hochschule Hannover, wo sie 2004 mit einer Arbeit zum Einfluss bestimmter dentritischer Zellen auf die Hepatitis-C-Infektion promovierte. Anschließend war sie bis 2009 an der Medizinischen Hochschule Hannover als Assistenzärztin tätig. Von 2009 bis 2012 forschte sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Twincore, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Medizinischen Hochschule Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung zu neuen Therapieansätzen bei der Erkrankung Hepatitis C. Zeitgleich habilitierte sie 2011 im Bereich der Gastroenterologie mit einer Arbeit zur optimalen Immunsuppression bei Hepatitis-C-Patienten nach einer Lebertransplantation und absolvierte 2013 ihre Facharztprüfung für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Bereits seit 2011 leitete Frau Prof. Ciesek die Arbeitsgruppe Virale Hepatitis an der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort wurde sie Anfang 2016 zur außerplanmäßigen Professorin für Innere Medizin ernannt. Ebenfalls im Jahr 2016 wurde sie als W2-Professorin für Virologie an die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen berufen und übernahm die stellvertretende Leitung des Instituts für Virologie. Parallel absolvierte sie eine zweite Facharztausbildung in Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie und erwarb im Jahr 2018 den Masterabschluss in Public Health Administration an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. Seit 2019 leitet Ciesek als Direktorin das Institut für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt und ist W3-Professorin für Medizinische Virologie an der Goethe-Universität. Darüber hinaus ist sie seit 2020 assoziierte Wissenschaftlerin am Fraunhofer-Institut für Molekulare Biologie und angewandte Ökologie in Frankfurt am Main.
Ihre herausragenden Forschungsleistungen veröffentlicht Frau Prof. Ciesek in hochrangigen Fachzeitschriften. Ihr Publikationsverzeichnis der letzten fünf Jahre zählt 80 Arbeiten. Während der Schwerpunkt der Veröffentlichungen in den Jahren 2016 bis 2019 beim Thema Hepatitis C lag, hat sie den Fokus mit Beginn der Corona-Pandemie auf die Erforschung von SARS-CoV-2 gelegt.
„Mein Ministerium und ich sind Ihnen besonders für die Forschungsarbeiten zum Infektionsgeschehen in Kindertagesstätten und Schulen dankbar, die Sie für und mit uns und dem Kultusministerium durchgeführt haben. Hier haben Sie bedeutende Aufklärungsarbeit geleistet. Wegweisend war auch Ihre wissenschaftliche Begleitung bei der Entwicklung der hessischen Teststrategie, die Arbeit zur Immunisierung in Altenpflegeheimen und die Erforschung von Corona-Varianten im Wasser von Kläranlagen“, sagte Minister Klose.
In einer Zeit höchster öffentlicher Erregung habe Frau Prof. Ciesek für Substanz und Fokus gesorgt und damit dem Gemeinwohl einen unschätzbaren Dienst erwiesen – sie habe dafür aber auch eigentlich inakzeptable Preise bis hin zu persönlichen Bedrohungen gezahlt, so Klose weiter: „Aber Sie haben weitergemacht, weil Sie zu den leider seltener werdenden Menschen zählen, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen.“
Fotos der Ordensverleihung stehen in Kürze auf soziales.hessen.de zum Download bereit.