Für schwerstkranke Menschen ist eine Organspende oft lebensrettend. In Deutschland hoffen derzeit rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan – allein in Hessen stehen mehr als 600 Patient*innen auf der Warteliste. Gemeinsam mit PD Dr. Ana Paula Barreiros, geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO, Region Mitte) und Prof. Dr. Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Frankfurt, hat Gesundheitsminister Kai Klose heute über aktuelle Entwicklungen der Transplantationsmedizin informiert – und seinen Appell an die Bevölkerung erneuert, sich aktiv mit dem Thema zu beschäftigen.
„Es fällt niemandem leicht, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Ich bitte Sie heute jedoch darum, sich intensiv mit dem Thema Organ- und Gewebespende zu befassen“, sagte Minister Klose. „Damit entlasten Sie Ihre Angehörigen zu Lebzeiten und stehen für eine besondere Form von Solidarität ein.“
Bereitschaft zur Organspende auch dokumentieren
Die Zahl der Menschen, die einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nach angeben, eine positive Einstellung zur Organspende zu haben, überwiegt mit rund 80 Prozent weiter deutlich die derjenigen, die ihre Spendenbereitschaft auch z.B. in Form eines Organspendeausweises dokumentiert haben (derzeit noch weit unter 50%). Das ist ein wesentlicher Grund, warum mögliche Spenden zu oft nicht durchgeführt werden können und warum die Transplantationszahlen zuletzt bundesweit deutlich zurückgegangen sind.
„Ein wichtiger Ansatz zur Verbesserung der Situation ist daher die Aufklärung der Bevölkerung und der Appell, sich zu informieren, eine Entscheidung zur Organspende zu treffen, diese idealerweise zu dokumentieren und mit der Familie und Freunden darüber zu sprechen“, sagte Frau Dr. Barreiros von der DSO. „Umfragen ergeben regelmäßig, dass acht von zehn Menschen die Organspende befürworten. In den Situationen in 2022, in denen in einem Krankenhaus die Möglichkeit für eine Organspende bestand, lag allerdings nur in zirka 15 Prozent der Fälle tatsächlich eine schriftliche Willensbekundung der Verstorbenen vor.“
Notwendige Strukturen
Auch die Voraussetzungen in den Krankenhäusern sind ein entscheidender Faktor dafür, ob Organspenden umgesetzt werden können. Von der Identifikation, der Meldung, der geregelten Entnahme über den Weitertransport bis zur Transplantation sind etablierte Strukturen nötig. „Das ist bei den einzelnen Kliniken mit erheblichem Aufwand verbunden. Deshalb müssen wir weiterhin für die enorme Relevanz der Transplantationen sensibilisieren und die Schaffung der notwendigen Strukturen fördern. Die gesetzliche Einführung der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken war ein erster wesentlicher Schritt“, sagte Prof. Dr. Graf, der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Frankfurt.
Eine spezielle Leistung wird allerdings von immer weniger Einrichtungen erbracht: Zahlreiche Organe müssen vor einer Transplantation geprüft werden. Voraussetzung dafür ist ein rund um die Uhr erreichbarer Bereitschaftsdienst einer Pathologie. Bei Bedarf werden hier Proben der zu transplantierenden Organe entnommen, feingeweblich untersucht und auf die Eignung als Spenderorgane hin überprüft. „Die Bereitstellung dieses Service ist so aufwendig, dass sich immer mehr Standorte zurückgezogen haben. Für einen großen Teil Deutschlands hat jetzt die Pathologie am Universitätsklinikum Frankfurt – als einzige Einrichtung – diese Verantwortung übernommen“, so Prof. Graf. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Wild stellt das Dr. Senckenbergische Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Frankfurt den 24/7-Schnellschnittservice für Untersuchungen von Gewebeproben möglicher Spenderorgane für Aufträge aus drei DSO-Regionen bereit: Mitte (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland), Nordrhein-Westfalen und Nordbayern.
Minister Klose wies auf die mehr als 120 Transplantationsbeauftragten der hessischen Krankenhäuser hin, die dort Strategien erstellen, um mögliche Organspender*innen zu identifizieren. Sie wirkten aktiv dabei mit, den Willen für oder gegen eine Spende mit den Angehörigen festzustellen, organisieren ggf. vorbereitende Maßnahmen und begleiteten diese medizinisch, führte Klose aus: „Diese Tätigkeit, die die Beauftragten zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Feiertagen und am Wochenende ausüben, hilft schwerstkranken Menschen, zu überleben oder verleiht ihnen neue Lebensqualität. Ihnen und den heute schon zur Spende bereiten Hess*innen sowie ihren Angehörigen danke ich sehr: Lassen Sie uns mehr werden!“
Weiterführende Informationen finden Sie unter anderem hier:
https://www.organspende-info.de/Öffnet sich in einem neuen Fenster
https://www.bzga.de/Öffnet sich in einem neuen Fenster
https://dso.de/Öffnet sich in einem neuen Fenster