Hessisches Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales

Demografischer Wandel lässt Fachkräftelücke wachsen – Hoffnungsträger Digitalisierung

Arbeitsministerin Hofmann und IWAK der Universität Frankfurt stellen neue Prognose zur Fach- und Arbeitskräftesituation in Hessen vor.

Arbeitsministerin Heike Hofmann hat gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität die im Auftrag des Ministeriums erstellten neuen Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen für Hessen, seine Kreise und kreisfreien Städte bis 2030 vorgestellt. Den Ergebnissen zufolge fehlen 240.000 Fachkräfte, um die vor allem aufgrund des Austritts der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt entstehenden offenen Stellen zu besetzen. „Im Rahmen unserer Initiative ‚Zukunftsgerecht und regional‘ unterstützen wir, die hessischen Akteure aus Wirtschaft, Arbeitswelt und Regionen dabei benötigtes Personal zu finden und zu binden. Durch die nun vorgelegten ausdifferenzierten Daten und die konstante Fortschreibung unserer Prognosen bieten wir allen Entscheidern, die sich in den Regionen mit Fach- und Arbeitskräftesicherung befassen, eine solide Grundlage für ihr Schaffen und regionales Handeln. Das hilft allen, die Fach- und Arbeitskräftesicherung noch besser verstehen, umsetzen und verstetigen zu können – in den Kreisen, kreisfreien Städten und zusammen in ganz in Hessen“, so Hofmann.

Eine weitere zentrale Erkenntnis der neuen Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen ist, dass die Digitalisierung das Anwachsen der Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften abschwächt. Die Leiterin des IWAK, Dr. Christa Larsen, verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Digitalisierung die Automatisierung von Arbeitsprozessen vorantreibe, so dass weniger Fach- und Arbeitskräfte gebraucht würden, die Wirtschaftskraft aber dennoch erhalten bleibe. „Unsere Prognosen belegen, dass die vor allem durch den Austritt der Babyboomer geradezu explodierende Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften durch die zunehmende Digitalisierung etwas abgeschwächt werden kann. Dies wirkt sich entspannend auf die Gesamtsituation aus“, sagte Larsen. 

Dennoch steigt der Bedarf an Fach- und Arbeitskräften auch ohne nennenswertes Wirtschaftswachstum stetig. Haupttreiber bleibt die demografische Entwicklung: Die Generation der Babyboomer geht in Rente, zu wenige Jüngere kommen nach. Besonders groß ist der Mangel bei Fachkräften mit Berufsabschluss. Dort fehlen zwischen 2023 und 2030 160.000 Personen. Auch die Lücke bei den Fachkräften mit Studienabschluss klafft immer weiter auseinander; in diesem Bereich fehlen bis 2030 knapp 80.000 potenzielle Kräfte. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen Stadt und Land: Während in ländlich geprägten Regionen vor allem beruflich Qualifizierte fehlen, sind es in den Großstädten die Akademiker. Besonders stark betroffen sind Berufe in der Erziehung, in Gesundheit und Pflege, im Handwerk, der Informatik und der Logistik.

Überschuss an Arbeitskräften ohne formalen Abschluss

Bei den Arbeitskräften ohne formalen Berufs- oder Studienabschluss sieht die Situation indes anders aus: Landesweit sind hier 17.000 Personen mehr arbeitsuchend als entsprechende Stellen vorhanden sind. Dennoch herrscht auch hier in vielen ländlichen Regionen bereits ein Mangel, denn der rechnerische Überhang ist auf die Situation in hessischen Großstädten zurückzuführen: Dort wird die Nachfrage nach Geringqualifizierten auch 2030 noch deutlich geringer sein als das verfügbare Angebot und damit weiter Möglichkeiten eröffnen, um Angelernte über Qualifizierung zu Fachkräften zu entwickeln.

Die vorgelegten Prognosen verdeutlichen, dass alle regionalen Arbeitsmärkte in Hessen von übergeordneten Trends beeinflusst werden – allerdings auf unterschiedliche Art und Weise. Das Wissen um die mittelfristig zu erwartenden Entwicklungen in allen 26 Kreisen und kreisfreien Städten ist für die Weiterentwicklung unterstützender Fach- und Arbeitskräftesicherungsstrategien vor Ort von Bedeutung. „Wir freuen uns sehr, dass die Goethe-Universität einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in Hessen leisten kann“, sagte der Vizepräsident der Goethe-Universität Prof. Bernhard Brüne, der wie die Ministerin ein Grußwort sprach.

Besonders in den Prognosen berücksichtigt wurden laut Frau Dr. Larsen diesmal mögliche Freisetzungen von Fach- und Arbeitskräften in der Automobilzuliefererindustrie. Diese stellten ein gewisses Potenzial für andere Branchen dar, etwa für das Handwerk. „Wir begrüßen es sehr, dass die Freisetzung von Beschäftigten in der Automobilzuliefererindustrie in den Prognosen jetzt berücksichtigt ist. Dies hilft bei uns im Main-Kinzig-Kreis sehr, realistische Unterstützungs- und Fachkräftesicherungsstrategien zu stärken“, so Walter Dreßbach, der als Wirtschaftsförderer des Kreises ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, um die regionale Perspektive einzubringen.

Hintergrund:

Die Prognosen des IWAK zum Fach- und Arbeitskräftebedarf werden alle zwei Jahre fortgeschrieben. Die jetzt vorgelegten beschreiben die Entwicklungen der Arbeitsmärkte für jeden der 26 Kreise und kreisfreien Städte in Hessen. Dort werden die Lagen einzelner Berufsgruppen bis 2030 vorausgeschätzt. Bei dieser Berechnung wurden erstmals Wechselwirkungen der demografischen Entwicklung mit anderen Trends wie Digitalisierung oder Dekarbonisierung berücksichtigt.

Die Hessische Landesregierung unterstützt die Regionen mit der Hessischen Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“. Das Unterstützungsangebot, das von der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen im Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales initiiert und gemeinsam mit dem IWAK umgesetzt wird, besteht aus Prognosen, intraregionaler Strategieentwicklung/-sicherung und interregionaler Vernetzung. Näheres unter www.hessische-berufsprognosen.deÖffnet sich in einem neuen Fenster

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