Hessen ist das erste Bundesland, in dem sich die Fachberatungsstellen gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend auf gemeinsame trägerübergreifende QualitätsstandardsÖffnet sich in einem neuen Fenster verständigt haben. Festgeschrieben werden darin Anforderungen an Struktur-, Prozess-, und Ergebnisqualität. Die Qualitätsstandards sind als Zielformulierungen zu verstehen und werden in den kommenden Jahren gemeinsam mit Betroffenenvertreter*innen weiterentwickelt. Diskutiert und verabschiedet wurden die Qualitätsstandards im Rahmen des Projekts zur Koordinierung der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend, das das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) und der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen 2021 gestartet haben. Beschlossen wurden die Qualitätsstandards bereits im Januar, veröffentlicht werden sie anlässlich des globalen Aktionstags „One Billion Rising“ für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Morgen, am 14. Februar, beteiligen sich auch in Hessen zahlreiche Kommunen an dem Tag, unter anderem Frankfurt, Langen, Hanau, Oberursel, Fulda, Lauterbach, Marburg, Kassel, Korbach und Frankenberg/Eder.
Förderung der vielfältigen Beratungslandschaft
„Im Bereich der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend gibt es in Hessen eine vielfältige Beratungslandschaft. Mit den Qualitätsstandards formulieren die Fachberatungsstellen gemeinsame Grundvoraussetzungen und stabile Rahmenbedingungen für eine professionelle Beratungsarbeit,“ sagt Sozial- und Integrationsminister Kai Klose. Die Landesregierung unterstützt die Fachberatungsstellen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen seit vielen Jahren finanziell und ideell. Den Landkreisen und kreisfreien Städten werden Mittel zur Verfügung gestellt, die sie dann bedarfsgerecht weiterreichen. 2022 waren das insgesamt 2.219.000 Euro, 2023 kommen weitere 350.000 Euro und 2024 noch einmal 500.000 Euro hinzu. Mit diesen zusätzlichen Fördermitteln wird die wichtige Beratungsarbeit vor Ort intensiviert, aber auch der Ausbau zusätzlicher Beratungsstellen gefördert. Dies gilt vor allem auch für die Regionen in Hessen, in denen ein solches Angebot noch nicht vorhanden ist.
Vera Geißler, die beim Paritätischen Hessen das Projekt zur Koordinierung der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend leitet, betont: „Wir freuen uns, dass gemeinsame Standards entwickelt wurden, denn sie garantieren eine qualitative und professionelle Beratung. Sie sind für die Träger bei Verhandlungen über Zuschüsse auch eine wichtige Argumentationshilfe. Um Betroffenen die bestmögliche Unterstützung bieten zu können, sind Beratungsstellen auf eine auskömmliche Finanzierung angewiesen. Diese ist in Hessen bisher noch nicht flächendeckend garantiert, doch mit Hilfe des Projektes können Beratungslücken identifiziert und zukünftig geschlossen werden.“
Aufgaben der Fachberatung nehmen zu
Seit einigen Jahren zeigt sich, dass die Aufgaben der Fachberatung zunehmen und vielfältiger werden. Zur Beratung und psychosozialen Versorgung von Betroffenen und ihrem Umfeld kommen Fachkräftequalifizierung, Interventionen in Fachdebatten, Begleitung und Beratung bei Schutzkonzeptentwicklung sowie Präventionsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und die Anregung von Bewusstseinsprozessen hinzu.
Trotz gemeinsamer Qualitätsstandards bleiben fachliche Kontroversen erhalten. Beispielsweise gibt es unterschiedliche Einschätzungen dazu, wie die Arbeit mit sexuell grenzverletzenden Kindern und Jugendlichen oder mit Täter*innen in der Fachberatung organisiert sein sollte, ob beispielsweise neben der räumlichen auch eine konsequente personelle Trennung der beiden Bereiche erforderlich ist. Die gemeinsame landesweite Verpflichtung auf Qualitätsstandards gibt derartigen Kontroversen einen Rahmen und fördert den weiteren fachlichen Austausch.
Das Projekt zur Koordinierung der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend haben das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) und der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen 2021 gestartet. Ziel des dreijährigen Projekts ist, Strukturen zur Vernetzung und Kooperation bestehender Angebote zu schaffen, den Ausbau von Beratungskapazitäten voranzutreiben und einen vergleichbaren Standard für die Qualität der Beratung in Hessen zu etablieren.
Ansprechpartnerin beim Paritätischen Hessen:
Leitung Projekt zur Koordinierung der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend
Vera Geißler
Tel.: 0152-22557705
vera.geissler@paritaet-hessen.org