Hessen stellt für sein Sprachförderprogramm „Deutsch4U“ eine weitere Million Euro bereit, um den Wegfall der vom Bund geförderten Erstorientierungskurse zu dämpfen. „Gerade in der aktuellen Situation mit hohen Zuwanderungszahlen ist es fahrlässig, ein etabliertes Programm sehenden Auges vor die Wand zu fahren“, sagte Sozial- und Integrationsminister Kai Klose, der damit seine Kritik an der Bundesregierung erneuerte, die die Mittel für die Erstorientierungskurse reduziert hatte. Diese Kritik hatte auch die Integrationsministerkonferenz, die gestern und vorgestern in Wiesbaden stattfand, bekräftigt.
Hessen hatte die Gelder für Deutsch4U für 2023 aufgrund des hohen Bedarfs an niedrigschwelligen Sprachkursen bereits von drei Millionen Euro auf vier Millionen Euro aufgestockt. Um nach der Bundes-Kürzung bei den Erstorientierungskursen (EOK) einen Zusammenbruch der Strukturen zu vermeiden, springt das Land nun mit einer weiteren Million ein und bietet den Trägern der EOK an, wegfallende Kurse durch landesgeförderte Deutsch4U-Kurse zu ersetzen. Durch die zusätzlichen Mittel können schätzungsweise weitere 1.000 Personen einen solchen Sprachkurs besuchen.
Faktische Erweiterung des Teilnehmerkreises
„Natürlich ist und bleibt unser Ziel, allen Zugewanderten den Zugang zu Integrationskursen zu ermöglichen“, sagte Minister Klose. Sie haben einen deutlich höheren Stundenumfang und ermöglichen einen tiefergehenden Spracherwerb als Erstorientierungskurse, die einen ersten Einblick in das Leben in Deutschland gewähren. Da ein Zugang zum Integrationskurs für alle Personengruppen aber kurzfristig nicht umsetzbar sei und auch nicht für alle das passende Angebot darstelle, komme die Kürzung der Erstorientierungskurse durch den Bund zur Unzeit, so Klose weiter: „Es ist in jedem Fall besser, einen tatsächlich stattfindenden Erstorientierungskurs zu besuchen, als auf einer langen Warteliste für einen Integrationskurs zu stehen.“
Im Gegensatz zu den Deutsch4U-Kursen fanden die Erstorientierungskurse häufig in Erstaufnahmeeinrichtungen und Sammelunterkünften statt, weshalb die Ausweitung von Deutsch4U eine faktische Erweiterung des Teilnehmerkreises darstellt und konzeptionelle Änderungen mit sich bringt. „Wir passen uns den Gegebenheiten flexibel an und tun unser Bestes, allen Menschen den Einstieg in die deutsche Sprache zu ermöglichen“, so Klose abschließend.