Mit ihrem Pilotprojekt „Queere Jugendliche im ländlichen Raum“ setzt die Landesregierung gezielt Impulse zur Stärkung der Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Für das Projekt ist im Doppelhaushalt 2023/2024 eine Fördersumme von bis zu 240.000 Euro vorgesehen. „Wir schaffen gemeinsam mit den schwulen, lesbischen, transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Jugendlichen im ländlichen Raum ‚brave spaces‘. Das sind selbstbestimmt gestaltete Orte, die sie in ihrer Identitätsfindung unterstützen, auch ihre Bedarfe sehen und beachten“, erläutert Sozial- und Integrationsminister Kai Klose. Gerade für junge Queers sei wichtig, dass sie qualifizierte und sensibilisierte akzeptierende Angebote in erreichbarer Nähe zu ihren Wohnorten vorfänden. Ziele sind, flächendeckend dauerhafte Angebote zu schaffen, die queere Sichtbarkeit im ländlichen Raum zu stärken sowie ehren- und hauptamtliche Fachkräfte und Jugendleiter*innen zu qualifizieren, um die Jugendlichen sensibel begleiten zu können und Vernetzung zu fördern. Mit der Umsetzung des Projekts ist der Hessische Jugendring (hjr) beauftragt.
„Wir müssen selbst aktiv werden“
Die Landkreise Bergstraße, Wetteraukreis, Schwalm-Eder und der Verein Limbunt (Limburg-Weilburg) wurden für die Mitarbeit im Pilotprojekt gewonnen. Die Projektstandorte werden durch eine Projektreferentin des hjr in der Umsetzung kontinuierlich begleitet und beraten. Außerdem fördert das Projekt den Austausch zwischen den verschiedenen Standorten.
„Überall in ländlichen Räumen in Hessen gibt es schwule, lesbische, bisexuelle und trans Jugendliche. Wir müssen dafür sorgen, dass diese in ihrer Nähe offene Jugendgruppen finden. Dabei dürfen wir nicht darauf warten bis die Jugendlichen diese Angebote einfordern – wir müssen selbst aktiv werden. Dazu dient dieses Projekt“, betont Andreas Kaufmann, stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Jugendrings. Grundlage ist eine Konzeption, die in 2022 in einem durch den hjr koordinierten und begleiteten Beteiligungsprozess erarbeitet wurde. Teilgenommen haben neben Vertreter*innen der kommunalen Spitzenverbände weitere Expert*innen aus der kommunalen Jugendarbeit. Die Ergebnisse des auf zwei Jahre angelegten Pilotprojektes sollen nach Abschluss und Evaluation allen interessierten Städten und Landkreisen in Hessen zur Verfügung stehen. Das Konzept legt Qualitätsstandards fest, auf deren Grundlage eine an den regionalen Gegebenheiten orientierte Umsetzung stattfinden kann.
„Weg in eine offene, bunte und vielfältige Gesellschaft“
„Als Spitzenverband der 21 hessischen Landkreise und somit auch der öffentlichen Jugendhilfe freuen wir uns sehr über diesen wichtigen Meilenstein, mit dessen Angebot es auch im ländlichen Raum Anlaufstellen für junge Menschen zu allen Fragen der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität gibt. Der oft steinige Weg des Outings kann nun durch Fachleute begleitet werden. Neben beratenden Angeboten können z. B. Jugendgruppen dazu beitragen, den Weg in eine offene, bunte und vielfältige Gesellschaft zu ebnen, in der alle dazugehören“, sagt Prof. Dr. Jan Hilligardt, Direktor des Hessischen Landkreistags.
„Ich danke den beteiligten Jugendämtern und örtlichen Trägern, dass sie diese Zielsetzung so engagiert verfolgen. Gemeinsam und mit der bewährten Unterstützung durch die Fachstelle queere Jugendarbeit des Hessischen Jugendrings unterstützen wir die Belange queerer Jugendlicher verstärkt im ländlichen Raum. Den kommunalen Spitzenverbänden danke ich für die konstruktive Begleitung des Beteiligungsprozesses, der dem Projekt Formen angenommen hat“, erklärt der Minister.