Die Daten zeigen, dass Hessen dabei über dem Bundesschnitt liegt: Im Jahr 2021 bezogen sich 0,53 Prozent der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Hessen auf Teilzeitausbildungen, während der Bundesschnitt bei 0,46 Prozent lag. Der Bericht basiert auf dem Berichtsjahr 2021 und bildet somit den Zeitraum direkt nach der Einführung der Gesetzesnovellierung im Herbst 2020 ab.
„Die Zahlen demonstrieren, dass Teilzeitausbildung angenommen wird und dass hier Bedarf besteht. Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Teilzeitausbildungsverträge weiter steigen wird. Mit Ausbildungen in Teilzeit lassen sich insbesondere in Zeiten von hohem Fach- und Arbeitskräftebedarf die Chancen auf den Erwerb eines Berufsabschlusses und damit auf gute Arbeit steigern. Eine Umstellung von Vollzeit- auf Teilzeitausbildung kann sogar Abbrüche verhindern“, betonte Hofmann. Sie dankte der Servicestelle Teilzeit-Ausbildung für die Erstellung des Berichts, die u.a. auf Basis der Berufsbildungsstatistik erfolgte. „Zum ersten Mal haben wir für Hessen eine gesicherte Datenbasis zum Thema, die es uns ermöglicht, weitere gezielte Maßnahmen zur Förderung dieses wichtigen Ausbildungsmodells zu entwickeln. Hessen stellt den Kreisen und kreisfreien Städten im Rahmen des Ausbildungs- und Qualifizierungsbudgets (AQB) auch in diesem Jahr zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung, um Teilzeitausbildung mit Projekten und Maßnahmen weiter zu stärken.“
Der Bericht zeigt auch, dass Teilzeitausbildungen Vielfalt stärken und Teilhabe ermöglichen, da besonders Frauen, Ältere und Menschen mit geringeren Bildungsabschlüssen – und darunter insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund – von der Möglichkeit profitieren. 90 Prozent derer, die 2021 eine Teilzeitausbildung im dualen Bereich begonnen haben, sind weiblich, fast zwei Drittel sind zwischen 24 und 39 Jahre alt und der Anteil der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft ist bei neuen Teilzeitausbildungsverträgen doppelt so hoch wie bei Vollzeitausbildungen.
„Es ist ermutigend zu sehen, dass Teilzeitauszubildende bei der Abschlussprüfung genauso gut abschneiden wie Auszubildende in Vollzeit. Dennoch muss das Modell noch mehr genutzt werden“, sagte Hofmann. Denn aus dem Bericht geht hervor, dass sich die Neuverträge auf bestimmte Berufszweige konzentrieren – vor allem auf Ausbildungen im Büromanagement, im Verkauf und zur/zum Fachangestellten für Zahnmedizin bzw. Medizin. Besonders im Handwerk und im Öffentlichen Dienst legt der Bericht Nachholbedarf offen. Eine vergleichsweise hohe Vertragsauflösungsquote bei Teilzeitausbildungen zeigt zudem, dass ganzheitliche Begleitung und spezifische Unterstützung während der Ausbildung notwendig sind.
„Teilzeitausbildung ist ein wichtiger Baustein für eine vielfältige und chancengerechte Arbeitswelt. Wir werden weiter daran arbeiten, dieses Angebot auszubauen und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Wir wollen hier eine Vorreiterrolle einnehmen – deshalb ist es ein wichtiges Vorhaben im Koalitionsvertrag, die Teilzeitausbildung zu stärken“, sagte die Ministerin.
Hintergrund:
Eine Teilzeitausbildung ist eine vollwertige Berufsausbildung mit einem anerkannten Abschluss, bei der die tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit reduziert ist. Ausbildungsinteressierte haben dadurch die Möglichkeit, eine Ausbildung mit ihren Lebensumständen zu vereinbaren. Unternehmen, die die Möglichkeit von Teilzeitausbildungen anbieten, können so ihre Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern und den Kreis der Bewerberinnen und Bewerber erweitern.
Die Servicestelle Teilzeit-Ausbildung wird in Hessen im Rahmen des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) als Vorhaben von strategischer Bedeutung von der Europäischen Union gefördert.