Gemeinsame Erklärung des Neuen Bündnis Fachkräftesicherung

Vereint für eine moderne, agile und innovative Fach- und Arbeitskräftesicherung in Hessen.

Gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe:
Eine zukunftsorientierte Fach- und Arbeitskräftesicherung für Hessen

Hessen ist ein starker Standort. Für seine Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit ist die Sicherung des Personalbedarfs ein entscheidender Faktor. Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft können nur mit einer ausreichenden Zahl kompetenter Arbeits-, Fach- und Führungskräfte sowie wettbewerbsfähiger Arbeitgeber funktionsfähig bleiben. Beschäftigte und potenzielle Mitarbeitende sind ein entscheidender Erfolgsfaktor und tragen zu Wohlstand, Wachstum und sozialem Miteinander in ganz Hessen bei.

Demografie, Digitalisierung, Diversität, Deglobalisierung, Dekarbonisierung und weltpolitische Ereignisse beeinflussen Wirtschaft, Arbeitswelt und Gesellschaft. Eine nachhaltige Fach- und Arbeitskräftesicherung angesichts komplexer und dynamischer Transformationen bleibt eine der größten gesamtgesellschaftlichen Zukunftsaufgaben. Allein in Hessen werden Prognosen zufolge bis zum Jahr 2028 ca. 200.000 Fachkräfte fehlen: Rund 135.000 Personen mit Berufsausbildung und knapp 67.000 mit akademischem Abschluss. Alle kreisfreien Städte und Landkreise in Hessen sind vom Fach- und Arbeitskräftemangel betroffen.

Der Bedarf an qualifiziertem Personal in Pflege und Erziehung sowie im Handwerk kann längst nicht mehr allein mit inländischen Erwerbstätigen gesichert werden. Neben der Ausschöpfung von Inlandspotenzialen, beispielsweise durch Aktivierung und Entwicklung von Fachkräften, ist Hessen auch künftig auf die Gewinnung internationaler Fach- und Arbeitskräfte angewiesen.

Dank der konzertierten und kontinuierlichen Arbeit zur Sicherung des Personalbedarfs ist Hessen handlungsfähig und mit einem klugen Maßnahmenmix und einer umfassenden, agilen Gesamtstrategie aus Bildung, potenzialorientierter Arbeitsmarktpolitik und Internationalisierung sowie attraktiven Arbeitsplätzen mit guten Arbeitsbedingungen zukunftsfähig ausgestattet.

Vereint verantwortungsvoll: Neues Bündnis Fachkräftesicherung Hessen

In unserem Bündnis wurden in den vergangenen Jahren Expertise und Ressourcen gebündelt und eine funktionsfähige Plattform für einen dauerhaften Dialog, eine starke Vernetzung und vor allem kontinuierliche Koordination und Kooperation geschaffen. Das Zusammenwirken verschiedener Wirtschaftsbereiche wie etwa der Sozialwirtschaft, der gewerblichen Wirtschaft und der Verwaltung hat sich als zielführend und zukunftsorientiert erwiesen.

Mit dem Bündnisplan und seinen Empfehlungen wurden die Regionen Hessens und die Akteure aus Wirtschaft und Arbeitswelt aktiv unterstützt. Dank der Mithilfe der im Bündnisplan aufgeführten Institutionen und Organisationen wurde ein wirksames Maßnahmenpaket an Einzel- und Gemeinschaftsinitiativen geschnürt.

Beispiele:

MINT-Aktionslinie, Landesprogramm Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher, WELCOMECENTER Hessen, Pflegequalifizierungszentrum Hessen, Indizes zur Beobachtung der nachhaltigen Fachkräftesicherung in Hessen, Digitales Hessen – Strategiefortschreibung 2030, Fachkräftecamps in Gesundheit, Pflege und Kinder- und Jugendhilfe, Projekt Faire Mobilität, Unterstützung des beruflichen Aufstiegs, Neuausrichtung des Übergangsbereichs, Intensivklassen an beruflichen Schulen, Bündnis Ausbildung Hessen, Women go digital, Internationalisierung des Wissenschaftsstandorts Hessen, Förderprogramm „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“, Förderinstrument „Sozialwirtschaft integriert“, Duales Studium, Stärkung der Ländlichen Räume.

Es gilt, die gemeinsamen Maßnahmen und verabredeten Initiativen konsequent umzusetzen und sie bei Bedarf neu zu justieren. Allen Mitwirkenden gebührt Dank für die Unterstützung und Mitarbeit.

In Fokusgruppen mit Vertretungen aus Praxis, Wissenschaft, Verbänden, Organisationen und Landesverwaltung wurde die Fachkräftesicherung in den zentralen Handlungsfeldern „im digitalen Wandel und im Handwerk“, „in der Kinder- und Jugendhilfe“, „im Kontext Internationalisierung und Vielfalt“ sowie „in Pflege und Gesundheit“ bearbeitet, Expertenwissen zusammengeführt, Praxisbeispiele identifiziert, Teamwork angeregt sowie Handlungsvorschläge und Lösungsansätze entwickelt.

In der Fokusgruppe „Arbeiten im digitalen Wandel und im Handwerk“ ist u.a. ein intensiver Austausch zwischen Mitgliedern entstanden; erste Projekte (z.B. Initiativen Frauen und Digitalisierung, Machbarkeitsstudie zur Digitalisierung Lernort-Kooperationen) wurden erfolgreich abgeschlossen. Weitere Projekte und Initiativen der Fokusgruppenmitglieder werden fortgeführt bzw. angestoßen. In der Fokusgruppe „Internationalisierung und Vielfalt“ wurde insbesondere durch zahlreiche Vernetzungstreffen mehr Transparenz über bestehende Angebote und Akteure erzeugt sowie Knowhow und gute Praxisbeispiele geteilt.  Basierend auf den Fokusgruppenberatungen hat Hessen in der Integrationsministerkonferenz einen Beschluss zur Schaffung von Willkommensstrukturen für internationale Fachkräfte erwirkt. In der Fokusgruppe „Kinder und Jugendhilfe“ wurden und werden die Empfehlungen aus dem Bündnisplan umgesetzt.  Dabei wurden einige der Empfehlungen im Austausch mit Fachkraftinitiativen von Kommunen und freien Trägern weiterentwickelt, parallele Impulse durch inzwischen initiierte Foren auf Bund-Länder-Ebene integriert und Beispiele guter Praxis kommuniziert.  Aufbauend auf den Fokusgruppenberatungen wurde ein spezielles Unterstützungsangebot des WELCOMECENTER Hessen für hessische Arbeitgeber in der Kinder- und Jugendhilfe entwickelt, initiiert und beworben. In der Fokusgruppe „Pflege und Gesundheit“ wurden u.a. Möglichkeiten zur Anwerbung von Pflegekräften aus Drittstaaten sondiert , Maßnahmen zur Mitarbeitermotivation und -bindung entwickelt und konkrete Gesundheitspräventionsprojekte für die auch durch die Pandemie sehr stark belasteten Pflegekräfte vorgestellt. Für diese wegweisende Arbeit und das Engagement danken die Bündnispartner den Fokusgruppen und deren Vorsitzenden und Geschäftsstellen ausdrücklich.

Gemeinsam Chancen gestalten – für Hessens Menschen, Wirtschaft, Verwaltungen und Regionen

Die Folgen des demografischen Wandels werden in den nächsten dreißig Jahren den Arbeitsmarkt stark beeinflussen. Bis zum Jahr 2050 wird die Personalnachfrage durch den altersbedingten Ersatzbedarf und nicht mehr vorrangig durch wachstumsbedingte Konjunkturzyklen mit Entlastungswirkungen auf den Arbeitsmarkt dominiert. Um bei diesen Rahmenbedingungen den Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt noch zielgerichteter und passgenauer zu unterstützen, sind weitere Maßnahmen notwendig.

Für die Fachkräftesicherung der Zukunft braucht es daher mutige Entscheidungen in einem für alle neuen, vor allem demografiebedingten Arbeitsmarktsetting und eine veränderte Haltung hin zu einer „Gelingenskultur“.

Auch bedarf es eines gesellschaftlichen Diskurses zum Wert von Arbeit, der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie der Erwerbsarbeit von Frauen.

Mögliche weitere Schritte und Reformen:

Entbürokratisierung, Digitalisierung, Beschleunigung und Verschlankung von Anwerbe- und Anerkennungsverfahren, Willkommenskultur 4.0, Verstetigung Pflegequalifizierungszentrum Hessen, Weiterentwicklung WELCOMECENTER Hessen sowie regionalspezifische, breit angelegte Strategien und Maßnahmen (z.B. Hessische Fachkräfteinitiative „Zukunftsgerecht und regional“).

Durch eine aufeinander abgestimmte und kontinuierliche Kraftanstrengung sowie mit Kreativität, Pragmatismus und einem gemeinschaftlichen Gestaltungswillen kann es demografiefest und nachhaltig gelingen, Personal für die Betriebe, Unternehmen und Institutionen in den Städten und auf dem Land zu gewinnen und zu halten, möglichst alle verfügbaren Potenziale im In- und Ausland zu heben und hessische Arbeits-, Fach- und Führungskräfte sowie Arbeitgeber und Regionen zu stärken.

In Hessen wird eine agile, moderne und innovative Fach- und Arbeitskräftesicherung gelebt. Diesen Vorteil gilt es jetzt und in Zukunft mit Zuversicht zu nutzen und Chancen zu ergreifen. In diesem Geiste und mit dem Blick auf die Schnelllebigkeit und die vielfältigen Herausforderungen sprechen sich die Unterzeichnenden für die Fortführung des im Neuen Bündnis Fachkräftesicherung Hessen des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration begonnenen und bewährten kontinuierlichen Dialogs auf Spitzenebene, die fortlaufende Begleitung der Entwicklungen und die gemeinsame Weiterarbeit an der gesamtgesellschaftlichen Dauer- und Zukunftsaufgabe der Sicherung der Fach- und Arbeitskräftebasis Hessens aus.

Wiesbaden, 29. November 2023

Gez. Kai Klose
Staatsminister für Soziales und Integration | Hessische Landesregierung            

Gez. Dr. Frank Martin
Vorsitzender der Geschäftsführung Regionaldirektion Hessen | Bundesagentur für Arbeit

Gez. Frank Aletter
Geschäftsführer Hessischer Industrie- und Handels-kammertag (HIHK) e.V. 

Gez. Stefan Füll
Präsident Hessischer Handwerkstag (HHT)

Gez. Dirk Pollert
Hauptgeschäftsführer Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V.      

Gez. Michael Rudolph
Bezirksvorsitzender DGB-Bezirk Hessen-Thüringen

Gez. Prof. Dr. Jan Hilligardt
Direktor Hessischer Landkreistag           

Gez. Dr. David Rauber
Geschäftsführer Hessischer Städte- und Gemeindebund

Gez. Stephan Gieseler
Direktor Hessischer Städtetag   

Gez. Eric Menges
Geschäftsführer FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region

Gez. Jens Ihle
Geschäftsführer Regionalmanagement Mittelhessen GmbH            

Gez. Kai Georg Bachmann
Geschäftsführer Regionalmanagement Nordhessen GmbH

Gez. Rouven Kötter
Erster Beigeordneter Regionalverband FrankfurtRheinMain            

Gez. Ralf Geisel
Landesvorsitzender bpa. Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. Landesgruppe Hessen

Gez. Prof. Dr. Steffen Gramminger
Geschäftsführender Direktor Hessische Krankenhausgesellschaft e.V.    

Gez. Frank Dastych
Vorstandsvorsitzender Kassenärztliche Vereinigung Hessen

Gez. Prof. Bernd Fitzenberger, PhD
Direktor Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit          

Gez. Dr. Christa Larsen
Leitung Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK ) der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Gez. Sigrid Isser
Vorsitzende LandesFrauenRat Hessen (LFR)      

Gez. Dr. Yasmin Alinaghi
Stellvertretende Vorsitzende Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V.

Gez. Enis Gülegen
Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen - Landesausländer-beirat (agah)

Gez. Pfarrer Dr. Martin Mencke
Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung
Leiter Evangelisches Büro Hessen    

Gez. Pfarrer Dr. Tonke Dennebaum
Leitung Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen         

Gez. Dr. Jacob Gutmark
Vorsitzender Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen

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