Infos und Tipps für Eltern und für die Kinderbetreuung

Die erschreckenden Ereignisse, die Menschen in der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine erleben, sind schwer zu verarbeiten. Auch jüngere Kinder spüren, wenn die Familie unruhig wird und die Situation den Erwachsenen nahegeht. Insbesondere für Kinder und Familien kann es schwierig sein, mit dem Erlebten, ob fern oder nah, umzugehen.

Mama, was ist Krieg?

Expertentipps: So können wir Kindern die aktuelle Situation erklären.

"Also ich würde erst mal aufgreifen, was von den Kindern selber kommt. Also die Fragen aufgreifen, die die Kinder stellen und dann vielleicht auch nachfragen um zu wissen: "wo steht mein Kind eigentlich?" Also Nachfragen könnten sein wie: "wie denkst du darüber?", "was hast du dazugehört oder wie geht es dir damit?" Und dann sollte man die Fragen, die die Kinder haben, auch beantworten. Erst mal nicht mehr."

Kinder- und Jugendpsychiater Rami Gaber im Interview mit NDR Kultur

"Der Zeitpunkt ist ganz wichtig: Niemals bei den Mahlzeiten, weil das Essen das soziale Miteinander fördern soll, da passen solche Themen nicht. Wir haben bei kleinen Kindern schon Essstörungen gehabt, weil Eltern versucht haben, ihre Probleme am Essenstisch zu lösen. Auch am besten nicht abends vor dem Schlafengehen, weil Kinder solche Dinge mit in den Schlaf nehmen. Dann können sie Albträume bekommen."

Kinderpsychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups im Interview mit dem RND

"Ich kann antworten, dass dies eine wichtige Frage ist und ich mir einen Kopf darum machen muss und dann morgen eine Antwort habe. Dann nimmt das Kind diese ruhige Antwort mit in den Schlaf und kann noch einmal auf mich zurückkommen."

Kinderpsychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups im Interview mit dem RND

"Da kommt es ganz klar auf das Alter an. Wenn wir über die jüngeren Kinder sprechen, die im Grundschulalter oder gar Vorschulalter sind, dann ja. Da hilft es nichts, wenn sie diese schrecklichen Bilder sehen. Denn diese Bilder brennen sich dann vielleicht erstmal ein. (...) Man muss sie diesen Nachrichten nicht aussetzen und das sollte man auch nicht. Es gibt ja auch spezielle Kindernachrichten, die dann altersgerecht den Konflikt vermitteln können."

Kinder- und Jugendpsychologin Claudia Calvanos im Interview mit rbb24

"Also ich glaube, da ist es wichtig als Eltern, dass man versucht, das eigene Informationsbedürfnis, und auch der Gesprächs- und Diskussionsbedarf den man hat, möglichst mit Erwachsenen, Partnern und Freunden abzudecken und die Kinder nach Möglichkeit da rauszuhalten. (...) Da sollte man (...) vielleicht einfach auch mal das Radio ausschalten und sich später informieren und später sprechen."

 

Kinder- und Jugendpsychiater Rami Gaber im Interview mit NDR Kultur

"Eltern sollten schon versuchen, das ein bisschen "runterzukochen" sozusagen. Ich sollte den Kindern nicht zeigen: 'Ich hab tierischst Angst und morgen steht die Armee vor der Tür'. Das würde die Kinder sehr, sehr verunsichern, weil die das teilweise nicht so gut einschätzen können, ob das jetzt wirklich sein kann oder nicht.

Man sollte aber auf jeden Fall ehrlich sein und sagen, dass man sich Sorgen macht, dass man selbst schockiert, überrascht, bestürzt ist. (...) Aber grundsätzlich sollten Eltern Sicherheit vermitteln."

Kinder- und Jugendpsychologin Claudia Calvanos im Interview mit rbb24

"Man könnte sagen: „Es ist ein ganz schlimmer Streit, mit viel Gewalt, wo man sich gar nicht mehr vertragen kann.“ Mehr sollte man gar nicht sagen. Wenn dann weitergehende Fragen kommen, wie "was machen die da?" sollte man immer kurz und gefühlsbetont auf die Fragen antworten, denn es handelt sich – im übertragenen Sinne – um schwer verdauliche Kost. Das Kind schluckt etwas und erst wenn es verdaut ist, kann es mehr vertragen."

 

Kinderpsychotherapeutin Renate Engelhardt-Tups im Interview mit dem RND

"Es ist schon so, dass man sich jetzt nicht verbiegen sollte. Trotzdem sage ich mal: Aktivitäten zu unternehmen, die einem Spaß machen (...) oder die man als Familie sonst auch gerne unternimmt. (...) Gut ist es, mit den Kindern im Kontakt zu sein (...). Wenn man den Eindruck hat, man möchte jetzt aber auch an der eigenen Hilflosigkeit arbeiten, dann kann man mit jüngeren Kindern zum Beispiel ein Bild malen für das Gedenken an die Betroffenen, möglicherweise oder eine Kerze anzünden und an sie denken."

Kinder- und Jugendpsychiater Rami Gaber im Interview mit NDR Kultur

"Die Arbeit an Medienkompetenz mit Jugendlichen sollte ja grundsätzlich eine Arbeit sein, die Eltern nicht vernachlässigen sollten. Und das ist in Kriegszeiten natürlich noch mal besonders wichtig. Wenn man den Eindruck hat, da wurden Nachrichten gelesen, die die Jugendlichen verunsichern oder nicht einordnen können. Dann kann man dazu erst mal Fragen stellen, woher sie etwas haben (...) Grundsätzlich gilt es, Interesse zu zeigen, sich das anzuschauen und miteinander zu bewerten."

Kinder- und Jugendpsychiater Rami Gaber im Interview mit NDR Kultur

Koordinierungsstelle Kinder mit Fluchthintergrund

Themen wie Krieg, Trauma und Flucht mit dem Fokus auf geflüchtete Kinder und Familien werden durch die Koordinierungsstelle Kinder mit FluchthintergrundÖffnet sich in einem neuen Fenster in der Kindertagesbetreuung bearbeitet.

Im angehängten PDF finden Sie detaillierte Handlungstipps und Praxishinweise, die es möglich machen, die Ängste und Unsicherheiten altersgerecht zu begleiten.

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