Die Veranstaltung, die im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum Sandgasse stattfand, war Auftakt des Formats Miteinander sprechen – aber in Reallife. Wie Demokratie gelingen kann, das zwei weitere Termine im November in Fulda und Marburg umfasst.
Nach Begrüßung durch die Offenbacher Bürgermeisterin Sabine Groß und die Landesbeauftragte Zeleke, die gemeinsam mit Dr. Eberhard Pausch die Moderation übernahm, betonte Prof. Friedman den Wert von Demokratie: „Demokratie bedeutet, dass wir alle gleich sind und dass niemand anders entscheiden darf, ob ein Mensch ein Mensch ist. Demokratie bedeutet freie Wahlen, bei denen jeder eine Stimme hat, mit der man die Welt verändern kann. Und das Schönste an einer Demokratie ist: Ich muss die Klappe nicht halten!“, sagte der Publizist und Jurist, der auch auf seine eigene Biografie und Fluchtgeschichte Bezug nahm – etwa darauf, mit seiner jüdischen Familie als Kind aus Paris nach Deutschland zugewandert und zunächst staatenlos gewesen zu sein.
Eine Jugendliche zeigte sich im Austausch irritiert darüber, wie in öffentlichen Debatten Ressentiments geschürt würden. „Ich möchte nicht, dass Menschen, die hier geboren sind, sich nicht willkommen fühlen“, fügte eine weitere Schülerin hinzu. Sozialministerin Hofmann äußerte Verständnis. „Wir alle müssen uns unserer Verantwortung bewusst sein. Wir dürfen nicht spalten. Im Gegenteil: Wenn Menschen spalterisch unterwegs sind, müssen wir dem entgegentreten und klare Worte finden.“ Prof. Friedman betonte in diesem Zusammenhang, dass das Wie entscheidend sei: „Wie reden wir über Themen, über Probleme? Worte können Messer sein, deswegen müssen sich insbesondere Menschen in Verantwortung überlegen: Wie sage ich Dinge?“
Friedman las auch aus seinem Buch Fremd vor. Im Austausch über die Texte thematisierten die Jugendlichen das Problem der Stigmatisierung: „Dadurch, dass wir immer in eine Schublade gesteckt, aufs Äußere reduziert werden, bleiben wir Ausländer“, sagte ein Diskussionsteilnehmer. Prof. Friedman warb hier für Offenheit und Toleranz. Aussehen und Herkunft dürften keine Rolle spielen – auch wenn kein Mensch frei von Vorurteilen sei, so gelte es für jeden, dagegen anzugehen: „Wir dürfen dem ersten Blick, dem ersten Eindruck nicht zu viel Kraft geben. Wir müssen offen sein, offenbleiben, den Dialog zulassen.“ Menschen, die stigmatisierten und andere in Schubladen steckten, gelte es entgegenzuhalten: „Ich bin kein Ausländer. Das sind nur deine Bilder. Ich bin Deutscher!“
Abschließend appellierten sowohl der Publizist als auch die Ministerin an die Schülerinnen und Schüler, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen: „Ich verteidige die Demokratie, indem ich Haltung zeige, auf Demonstrationen gehe, öffentlich dafür eintrete. Denn Demokratie bedeutet Freiheit und ist die beste Staatsform, die wir haben können – auch wenn sie mitunter Mühe macht”, sagte Heike Hofmann. „Demokratie bedeutet Freiheit – auch die Freiheit, ohne Angst streiten zu können“, fügte Prof. Friedman hinzu. Man dürfe, ja müsse Dinge hinterfragen, immer wieder nach dem Warum fragen und könne jeden zur Rede stellen, auch Ministerinnen, sogar den Bundeskanzler – denn auch das seien letztlich nur Berufe. „Ich verlasse mich auf Euch“, sagte Prof. Friedman abschließend in Richtung der Schülerinnen und Schüler. „Wir brauchen und wir zählen auf Euch“, schloss Ministerin Hofmann.