Projektsteckbrief § 11 HePAS
„Geh(t) doch! Berufswege in den allgemeinen Arbeitsmarkt“
Stand: April 2021
Projektzweck:
Durch die seit 2018 bestehende Möglichkeit, ein Budget für Arbeit in Anspruch zu nehmen, und das seit 2020 im Neunten Sozialgesetzbuch manifestierte Budget für Ausbildung wurden neue Wege des Übergangs in den allgemeinen Arbeitsmarkt und echte Alternativen zu einer Beschäftigung in Werkstätten für behinderte Menschen geschaffen.
Mit dem Projekt soll die Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderungen (WfbM) in der Region Fulda durch Nutzung der Instrumentarien des Budgets für Arbeit und Budgets für Ausbildung nachhaltig verbessert werden, indem beide Instrumente allen an einem erfolgreichen Übergang Beteiligten bekannt gemacht und nähergebracht wird.
Kontaktdaten:
Name: Perspektiva gGmbH
Anschrift: Maberzeller Straße 75, 36041 Fulda
Ansprechpartner: Jan Martin Schwarz
Telefon: 0661-96 89 33-31
E-Mail: JanMartin.Schwarz@perspektiva-fulda.de
Durchführungsort:
Fulda und Region
Finanzierung des Projekts:
Zuwendung Ausgleichsabgabe: 148.500,00 Euro
Gesamtausgaben für das Projekt: 165.000,00 Euro
Eigenmittel: 16.500,00 Euro
Projektlaufzeit:
vom: 01.05.2021
bis: 30.04.2023
Kurzbeschreibung des Projekts:
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, WfbM´s und Inklusionsbetriebe sollen umfassend und betriebsnah über die Instrumente des Budgets für Arbeit und Budgets für Ausbildung in-formiert und beraten werden. Ziel der Projektarbeit ist es, in beiden Bereichen mittels Öffentlichkeitsveranstaltungen und Netzwerkarbeit verlässliche Strukturen aufzubauen sowie mittels Job Carving Budgets erfolgreich zu akquirieren. Neben dem Zustandekom-men tatsächlicher Budgets soll die Projektarbeit vor allem dazu dienen, in der Region Wissen, Information, Sensibilisierung und Interesse für die Alternative einer Beschäfti-gung in WfbM aufzubauen.
Ausgehend von den gewonnenen Erfahrungen soll der Projektträger Handlungsleitlinien, Kriterienkataloge und Informationsmaterialen für das neue, bislang in der Region nicht genutzte, Budget für Ausbildung und Budget für Arbeit erstellen um hierauf aufbauend in Hessen die ersten Ausbildungsverhältnisse mithilfe des Budgets generieren und beglei-ten zu können. Sofern die Budgets für Ausbildung personenzentrierte Unterstützung be-dürfen, wird der Projektträger diesbezüglich eine Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit eingehen, da diese die Begleitung finanziert. Die gesammelten Erfahrungen mit dem Budget für Ausbildung sollen anschließend hessenweit zum Aufbau vergleichswei-ser Strukturen für ein Zustandekommen der Budgets für Ausbildung dienen.
Projektumsetzung:
Die Perspektiva gGmbH hat sich im Verlauf des Projektes intensiv mit den Fördermöglichkeiten des Budgets für Ausbildung und des Budgets für Arbeit auseinandergesetzt. Dabei wurden Kontakte und Netzwerke aufgebaut und etabliert und Budgetinteressenten, Schulen, Betriebe, Institutionen etc. beraten und akquiriert. An mehreren Fachtagen und Fachveranstaltungen wurden die Förderinstrumente vorgestellt. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit konnten auch bundesweite Einrichtungen, wie Werkstätten, Berufsbildungswerke, Beratungsstellen erreicht werden.
Um ein standardisiertes Verfahren sowie Transparenz und ausreichend Strukturen zu schaffen, wurden im Rahmen des Projektes, gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, Formulare zur Beantragung des Budgets für Ausbildung sowie Flyer und Infobroschüren entwickelt. Diese werden nicht nur in Fulda, sondern auch in anderen Städten innerhalb von Hessen genutzt.
Während des Projektverlaufs wurden insgesamt acht Personen über das Budget in eine Ausbildung vermittelt – dies bedeutet im Einzelnen: sechs Helfer(innen) in der Landwirtschaft, eine Fachpraktikerin Friseur und eine Fachpraktikerin Hauswirtschaft. In Bezug auf das Budget für Arbeit haben während des Projekts drei Personen davon Gebrauch gemacht und zwar in den Bereichen Bäckerei Handwerk, Hauswirtschaft und Holzhandwerk.
Es wurden fördernde Faktoren ermittelt, die die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Vermittlung auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhöhen und somit zur beruflichen Bildung sowie zur Teilhabe am Arbeitsleben beitragen können. Dazu gehören bereits absolvierte Praktika oder Arbeit auf betriebsintegrierten Beschäftigungsplätzen, die daneben auch zur Weiterentwicklung der für das berufliche Ziel relevante Fähigkeiten dienen. Ein weiterer entscheidender Faktor ist außerdem die Beziehung zwischen den Budgetnehmenden und den Betrieben, die sich während der Praxisphase entwickelt und die Bereitschaft zur Anstellung fördern kann. Zudem sind auch die Unterstützung im Betrieb und beim Budget für Ausbildung zusätzlich die Assistenz in der Berufsschule förderliche Aspekte. Denn die Umstellung vom Übergang einer Förderschule, des Berufsbildungsbereiches oder einer WfbM stellt eine große Herausforderung dar.
Die Erfahrung zeigt, dass das Förderinstrument „Budget für Ausbildung“ insbesondere nach der Schule, während oder kurz nach dem Berufsbildungsbereich in Anspruch genommen wurde; hingegen war das Budget für Arbeit vor allem für die Personen attraktiv, die noch nicht lange in einer WfbM tätig waren. Dies kann teilweise darauf zurückgeführt werden, dass der Wechsel zu einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis nach langjähriger Beitragszahlung in die EU-Rente wenig Anreiz bietet und der Wohlfühlfaktor in der WfbM, einer vertrauten Umgebung mit wenig Leistungsdruck, recht hoch ist.
Im Zusammenhang mit dem Budget für Ausbildung mangelt es wiederum, gerade bei einem längeren zurückliegenden Schulbesuch, an gezielten schulischen Vorbereitungsmaßnahmen. Hierfür wurde während des Projekts und darüber hinausbestehend ein Berufsschulvorbereitungskurs an der Arbeitsschule Startbahn in Fulda eingeführt, um methodisches Lernen und grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten der Kulturtechniken zu fördern, wie Grundrechenarten, Schreiben, Lesen, Verstehen und Wiedergeben von Texten.
Die Unterstützungsmöglichkeiten im Rahmen dieser Förderinstrumente waren neben den Budgetnehmenden auch für die Betriebe von großer Bedeutung, bei welcher sie über die zu erfüllenden Voraussetzungen und Rahmenbedingungen personenzentriert und individuell beraten wurden. Hierfür gab es konkrete Ansprechpartner, die mit allen Akteuren vernetzt waren und somit auf direkten Weg intervenierten und vermittelten. Dieses „Kümmerer-System“ ist ein großer Gelingensfaktor zur erfolgreichen Umsetzung des Budgets für Ausbildung und Budgets für Arbeit.