3. Hessischer Landessozialbericht (2022)
Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) hat den 3. Hessischen Landessozialberichts veröffentlicht. Die Studie umfasst neben wissenschaftlich fundierten Analysen auch Handlungsempfehlungen sowie Berichte zu Menschen in Armutslagen. Über eine rein quantitative Betrachtung von Armut hinausgehend, wurde in den Blick genommen, was Armut quantitativ und qualitativ ausmacht. Dabei wurden die ausgewählten Lebenswirklichkeiten von Menschen in Armutslagen, insbesondere die von Alleinerziehenden, untersucht.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen dabei zu erstaunlichen Ergebnissen. So ist z.B. das höhere Armutsrisiko alleinerziehender Familien – anders als vielfach angenommen – primär nicht auf mangelnde Erwerbstätigkeit zurückzuführen. Neben dem Fehlen eines weiteren Haushaltseinkommens erklärt sich die schlechte relative Einkommensposition von Alleinerziehenden vielmehr dadurch, dass diese:
- trotz überwiegend guter Qualifikation überdurchschnittlich häufig in Branchen mit einem geringen Produktivitäts- und Lohnniveau beschäftigt sind,
- Bruttoarbeitsverdienste realisieren, die deutlich unterdurchschnittlich ausfallen (folglich liegt auch das Nettoeinkommen deutlich unter dem des durchschnittlichen Einkommens aller Beschäftigten),
- Kurzarbeitergeld beziehen, das aus einem Niedrig- bzw. Mindestlohn berechnet wird und oft nicht mehr existenzsichernd.
Ergänzt wird die wissenschaftliche Studie durch Handlungsempfehlungen der Landesregierung sowie Kommentierungen und Empfehlungen des Expertenbeirats, der den Bericht mitgestaltet hat. Neu in den 3. Landessozialbericht aufgenommen wurden auch Untersuchungen zur Wirksamkeit kinderbezogener Sozialleistungen und zur „alternativen Wohlfahrtsmessung“ in Hessen. Erstmalig in einem Sozialbericht überhaupt wurden zudem Armutsrisikoquoten auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte berechnet.
Den Bericht finden Sie hier: