Üblicherweise wird zur Sozialberichterstattung die Armutsgefährdungsquote als Ergebnis der amtlichen Mikrozensuserhebungen herangezogen. Dieser Indikator zur Messung relativer Einkommensarmut ist definiert als der Anteil der Personen, deren Äquivalenzeinkommen weniger als 60% des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten) beträgt und damit unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle liegt. Nachfolgend werden am Bundesmedian gemessene Armutsgefährdungsquoten betrachtet. Den Armutsgefährdungsquoten für Hessen und Deutschland liegt somit eine einheitliche Armutsgefährdungsschwelle zugrunde. Allerdings werden bei dieser Betrachtung Unterschiede im Einkommensniveau zwischen den Bundesländern nicht beachtet.
Im Jahr 2019 betrug die Armutsgefährdungsquote in Hessen 16,1%; d.h. 16,1 % der hessischen Bevölkerung hatten ein Einkommen, das niedriger war als die für Deutschland im selben Jahr ermittelte Armutsgefährdungsschwelle von 1074 Euro. Damit lag Hessen hinter Bayern (11,9%), Baden-Württemberg (12,3%), Schleswig-Holstein (14,5 %) Hamburg (15,0 %), Brandenburg (15,2%) und Rheinland-Pfalz (15,6 %) auf Platz 7 der Länderrangliste. Hessens Quote war im Vergleich zum Durchschnitt sowohl des früheren Bundesgebiets (15,4%) wie auch Gesamtdeutschlands (15,9%) höher. Die Armutsgefährdungsquote für die neuen Bundesländer einschl. Berlin lag bei 17,9 % und damit oberhalb des gesamtdeutschen Durchschnitts wie auch der Quote Hessens.
Die jüngst für Hessen festgestellte Armutsgefährdungsquote (2019: 16,1 %) fiel um 3,4 Prozentpunkte höher aus als diejenige für 2005 (12,7%). Im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) war der Anstieg (um 2,2 Prozentpunkte) nicht so stark wie in Hessen. Hingegen ging die Quote in Ostdeutschland (einschl. Berlin) von einem hohen Niveau ausgehend (2005: 20,4%) um 2,5 Prozentpunkte auf 17,9% zurück.
Betrachtet man die Armutsgefährdungsquoten 2019 der hessischen Bevölkerung nach verschiedenen soziodemografischen Merkmalen, so ergibt sich nachfolgendes Bild (gemessen am Bundesmedian): Frauen in Hessen (16,8%) waren etwas stärker armutsgefährdet als Männer (15,4%). Nach Altersgruppen unterschieden, fiel die Armutsgefährdungsquote bei den 50- bis unter 65-jährigen Personen (11,3%) am niedrigsten und bei den 18- bis unter 25-jährigen Personen (25,9%) am höchsten aus. Deutlich über dem Durchschnitt lag die Armutsgefährdung in Haushalten mit einer alleinerziehenden Person zusammen mit einem oder mehreren Kindern (43,0%). Personen in Haushalten mit 2 erwachsenen Personen ohne Kinder waren hingegen vergleichsweise wenig gefährdet (8,6%). Besonders armutsgefährdet sind Erwerbslose. Unter diesen betrug die Armutsgefährdungsquote in Hessen 51,7%. Ein hohes Armutsrisiko haben auch Personen in Haushalten, in denen der Haupteinkommensbezieher ein niedriges Qualifikationsniveau aufweist und damit nicht über einen beruflichen Abschluss und höchstens über einen Realschulabschluss verfügt. Unter diesen Personen lag die Armutsgefährdungsquote in Hessen bei 41,1%.