Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung hat Sozialministerin Heike Hofmann am Donnerstag in Bad Hersfeld den Landespreis Beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen an die NSB-Holz gGmbH aus Breitscheid (Lahn-Dill-Kreis), die BÖRGEL GmbH aus Limburg an der Lahn und das Fachpflege-Zentrum TomiCare GmbH aus Wiesbaden verliehen. Durch den Beauftragten der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Andres Winkel, wurde zudem erstmals der Anerkennungspreis Öffentlicher Dienst – Kommunalverwaltung vergeben, mit dem der Landkreis Gießen ausgezeichnet wurde. Beide Preise würdigen vorbildliches Engagement bei Inklusion und Förderung schwerbehinderter Menschen in der Arbeitswelt. Der Landespreis ist mit jeweils 3.000 Euro pro ausgezeichneten Betrieb dotiert. Zudem sind die Preisträger berechtigt, sich für drei Jahre in Kundenmitteilungen oder Werbemaßnahmen öffentlich auf den Preis zu berufen.
„Die Integration schwerbehinderter Menschen in den Arbeitsmarkt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns mit Nachdruck widmen müssen. Denn Teilhabe am Arbeitsleben ist unbestritten auch ein Schlüssel zu Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, sagte Ministerin Hofmann im Rahmen der Verleihung. „Mit dem bereits zum 20. Mal vergebenen Landespreis ehren wir gezielt Unternehmen und Institutionen, die durch innovative Konzepte und nachhaltige Maßnahmen zur beruflichen Integration schwerbehinderter Menschen beigetragen haben. Mit dem neuen Anerkennungspreis möchten wir Kommunalverwaltungen hervorheben, die besonderen Einsatz bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zeigen“, führte Hofmann aus.
Landespreis Beispielhafte Beschäftigung und Integration schwerbehinderter Menschen – die Preisträger 2026:
NSB-Holz gGmbH
aus 35767 Breitscheid
Branche: Handwerk
Beschäftigtenzahl: 22, davon 4 mit Behinderungen
Die Tischlerei und Zimmerei hat den Inklusionsgedanken schon lange im Betrieb verankert und sieht sich in der Verantwortung, die berufliche und gesellschaftliche Integration junger Menschen, die aufgrund sozialer Benachteiligungen oder individueller Beeinträchtigungen auf ihrem Weg ins Arbeitsleben besonderer Unterstützung bedürfen, zu fördern. Der Betrieb zeichnet sich ebenfalls durch besonderes Engagement bei der intensiven Begleitung und Ausbildung von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben aus. Hierbei legt NSB-Holz auch einen Schwerpunkt auf die Ausbildung von Fachpraktikern, was noch nicht weit verbreitet ist und eine gute Einstiegsmöglichkeit für junge Menschen mit Behinderung darstellt.
Michael Heinz – Geschäftsführer NBS Holz gGmbH: „Unseren Auftrag sehen wir in der beruflichen und gesellschaftlichen Integration junger Menschen, die aufgrund sozialer Benachteiligung oder individueller Beeinträchtigung besonderer Unterstützung bedürfen. Pro Jahr bilden wir zwei bis drei Auszubildende als Tischler oder Fachpraktiker im Holzhandwerk aus. Wir produzieren industrielle Holzverpackungen für regionale Unternehmen und führen Tischlerei- und Zimmereiaufträge für Privat- und Geschäftskunden aus. Als gemeinnützige GmbH arbeiten wir unter Marktbedingungen und finanzieren uns ausschließlich aus dem Verkauf unserer Produkte und Dienstleistungen."
BÖRGEL GmbH
aus 65555 Limburg an der Lahn
Branche: Handel- und Dienstleistungen
Beschäftigtenzahl: 85, davon 5 mit Behinderungen
Für das medizintechnische Familienunternehmen ist Inklusion gelebter Alltag. Es setzt sich seit Gründung für Menschlichkeit, Verlässlichkeit und medizinische Betreuung auf höchstem Niveau ein. Der Betrieb sieht es als seine Aufgabe, Wunsch und Herausforderung, Menschen mit Behinderung ein vollwertiges wie gleichberechtigtes Arbeitsleben und vollständige Teilhabe zu bieten.
Heiko Hannemann – Geschäftsführer Börgel GmbH: „Als mittelständisches Familienunternehmen handeln wir seit über 40 Jahren aus Überzeugung und mit Herz für Menschen, die auf Unterstützung durch Medizintechnik angewiesen sind. Wir glauben fest daran, dass jeder Mensch es wert ist, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine Be-Hinderung darf nicht zur Ver-Hinderung eines selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Lebens werden. Deshalb fördern wir Teilhabe und Mobilität nicht nur bei unseren Patienten, sondern auch in unserem Team. Wir leben Inklusion. Tag für Tag.“
Fachpflege Zentrum TomiCare GmbH
aus 65187 Wiesbaden
Branche: Pflegedienst
Beschäftigtenzahl: 9, davon 2 mit Behinderungen
Der ambulante Pflegedienst mit Spezialisierung auf Wundversorgung hat sich im letzten Jahr sehr erfolgreich auf ein Experiment eingelassen. Nach der Bewerbung einer Frau mit Behinderung wurde diese als Quereinsteigerin in Zusammenarbeit mit der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) eingestellt. Durch Umgestaltung des Arbeitsplatzes, spezielle Anschaffungen zur Unterstützung der Kollegin und Schulung der weiteren Mitarbeiter kann die neue Kollegin das Team tatkräftig unterstützen, auch eine weitere Person mit Behinderung wurde eingestellt. Die Erfahrungen teilte TomiCare anderen Pflegediensten aktiv mit und nutzte das eigene Netzwerk im Berufsverband, um auf Landesebene auch den Austausch mit Integrationsämtern zu fördern.
Miodrag Tomic – Geschäftsführer TomiCare GmbH: „Wir sehen Menschen mit Behinderungen als wertvolle Mitarbeitende, deren individuelle Fähigkeiten und Perspektiven unser Team bereichern. Inklusion beginnt nicht mit großen Konzepten, sondern mit einer einfachen Entscheidung – dem Mut, jemandem eine Chance zu geben. Denn Inklusion in kleinen Unternehmen ist eine Chance für alle.“
Anerkennungspreis Öffentlicher Dienst
Kommunalverwaltung, Preisträger 2026:
Hier wurde der Landkreis Gießen als Vorbild für andere Kommunen und Landkreise ausgezeichnet. Seit 2022 besteht eine Kooperationsvereinbarung mit der Lebenshilfe Gießen e.V., in der vereinbart wurde, dass Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt angeboten werden. Dies geschieht durch Praktika, Betriebsintegrierte Beschäftigungen und die Möglichkeit, anschließend in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis überzugehen.
Landrätin Anita Schneider: „Die Kreisverwaltung Gießen erhielt 2024 als erster Landkreis in Deutschland die Zertifizierung zum ‚Audit Beruf und Familie + Vielfalt‘. Damit haben wir uns dazu verpflichtet, gleiche Chancen für alle und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden wertgeschätzt fühlen. Darin bettet sich auch die Kooperation mit der Lebenshilfe ein: Menschen mit Behinderungen, die bislang in den Werkstätten der Lebenshilfe tätig waren, erhalten eine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt.“